Dienstag, 31. Januar 2012

Ein Interview, ein Rückblick und die Zukunft.


Ein Jahr ist vergangen seit der Gründung von Klartext, ein kleines Jubiläum. Doch es ist keineswegs die Zeit, zu feiern! Die Diskussionen und Konflikte rund ums Kugl und andere Lokalitäten, die für die Jugendkultur genutzt werden könnten wie dem Kastanienhof oder der Villa Wiesental, haben weiter zugenommen. Ein Jahr Klartext also, aber auch ein weiteres Jahr Kultur am Gleis. Das bietet uns die Gelegenheit, zusammen mit dem Geschäftsführer des Kugls Daniel Weder auf die bewegten Tage zurückzuschauen.

Der Konflikt mit Herrn Alex Keller hatte schon längst begonnen, Solidaritätslieder waren bereits geschrieben und das Kugl hatte bereits viel Widerstand leisten müssen, als wir uns entschieden, am 12. Februar 2011 eine Petition zu starten mit der Aufforderung an die Stadt St.Gallen, alles Mögliche zu unternehmen damit das Kugl weiter bestehen kann. Auf unsere Fahnen schrieben wir ausserdem, dass wir uns für eine starke Jugendkultur einsetzen wollen.
Es war ein Jahr voller Hoffnung aber auch voller Rückschläge. So mussten wir etwa feststellen, dass sich die Stadt nicht von Anfang der Wichtigkeit und Bedeutung des Kugls bewusst war und es bedurfte einiger Hartnäckigkeit und Geduld, die Damen und Herren davon überzeugen. Es war aber auch das Jahr der grossen Solidarität: Stellvertretend dafür steht sich das Beispiel der 19 jährigen St.Gallerin, die wegen einer harmlosen Beleidigung zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Dank vielen Spenden kam genügend Geld zusammen, um die Strafe zu begleichen.
Doch nicht nur das Kugl stand (bzw. steht noch immer) vor schwierigen Zeiten. In Rorschach schloss das Lokal „Mariaberg“ seine Tore und momentan steht auch der Kastanienhof, idealer Standort für eine lebendige Jugendkultur, vor einer Veränderung. Wir von Klartext haben in diesem Jahr unsere Energie vor allem in die Unterstützung des Kugls gesteckt. Umso mehr hoffen wir, dass sich dieser Konflikt bald löst und wir auch anderweitig aktiv werden können.

Das Interview mit Daniel Weder wurde am Donnerstag dem 26. Januar 2012 geführt.


„Das Kugl ist ein Raum, der mit Gefühlen und Energie gefüllt werden soll.“

Daniel Weder, Geschäftsführer des Kugls und neuerdings Freizeit-Politiker spricht im Interview mit Klartext über die Wichtigkeit der Solidarität, die Rolle der Politik und wo er das Kugl in einem Jahr sieht.


Matthias Fässler, Klartext: Es war ein turbulentes Jahr für das Kugl, wie hast du dieses Jahr persönlich erlebt und was hast du daraus gelernt, bzw. mitgenommen?
Daniel Weder: Etwas sehr Wichtiges, was ich mitgenommen habe ist sicherlich das Durchhaltevermögen. Das ganze Jahr hat mir persönlich auch viel Spass gemacht. Aber es sind meistens die schwierigen Zeiten, wenn du wirklich an deine Grenzen kommst, in denen du viel lernst und die dich herausfordern.

Zwischendurch drohte der Rechtsstreit ums Kugl persönlich zu werden, ist es richtig, dass dich Herr Keller auf strafrechtlicher Ebene angeklagt hat zusätzlich zum „normalen“ Prozess, der auch noch läuft?
Das ist richtig, das hat er gemacht. Mit der falschen Behauptung, dass ich die gesetzlichen Öffnungszeiten eines Gastrobetriebes nicht einhalte. Und weil ich Patentinhaber bin, fällt das automatisch auf mich zurück auf die strafrechtliche Ebene. Die Strafklage ist momentan sistiert worden, sie existiert aber noch. Die Staatsanwaltschaft hat entschieden, das Verfahren zu sistieren, um abzuwarten wie sich alle anderen Verfahren entwickeln.

Es war ein Jahr, in dem das rechtliche Hick-Hack weiter zugenommen hat, ein Jahr voller Unsicherheit und Zweifel, aber auch voller Widerstand und dem Gefühl der tiefen Solidarität. Wie wichtig oder ausschlaggebend ist, bzw. war diese Unterstützung für das Kugl?
Diese Unterstützung ist alles! Das macht das Kugl aus: eine Familie, die zusammen hält. Alle, die hier arbeiten, die das Kugl unterstützen, das ganze Publikum, welches das Kugl Woche für Woche geniesst und natürlich alle in St.Gallen, die sagen, ich kann es mir ohne Kugl nicht vorstellen und sich dafür einsetzen gehören dazu. Ohne die Unterstützung dieser Personen würde es das Kugl gar nicht geben. Es ist extrem schön zu sehen wie fest sich das verankern konnte. Ich hoffe, das bleibt noch lange so.
Es ist natürlich immer ein Geben und ein Nehmen. Für uns ist es natürlich auch ein Ansporn. Wir wollen für die da sein, die auch für uns da sind. Du willst etwas zurückgeben.

Hast du das Gefühl, dass die „Stimme des Volkes“, eben all dieser Leute, die das Kugl unterstützen, auch bei der Stadt, dem Kanton und den Gerichten angekommen ist?
Auf jeden Fall. Vielleicht war es anfänglich nicht so, weil es immer einen Moment braucht, bis etwas greift. Die Art der Politik, die wir in der Schweiz betreiben ist eine eher träge Politik. Es kommt niemand und sagt einfach: „So ist das jetzt!“, sondern es wird diskutiert. Das ist auch gut so. Aber es braucht dann auch immer viel Energie, um ein Unternehmen, ein Vorhaben oder eine Idee durchzusetzen. Ohne alle die Leute, ohne die Petition, ohne Klartext und auch ohne die Facebook-Gruppe, die gegründet wurde, hätte diese „Stimme des Volkes“ nie so eine grosse Macht oder eine solch grosse Rufweite erlangt. Und so hat ganz klar die Stadt sowie die Ämter im Allgemeinen gemerkt, dass das Kugl vielen Leuten wichtig ist. Und dem müssen sie sich annehmen. Schlussendlich sind es die Leute, die ihnen den Lohn zahlen, es sind diejenigen Leute, die sie wählen. Wenn eine Stadt, ein Kanton oder ein Staat auf sein Volk eingeht, dann wird er immer weit kommen.

Wenn wir schon bei der Politik sind: Du bist jetzt selber in die Politik eingestiegen. Was hat das für Auswirkungen gehabt auf dich und aufs Kugl?
Mein Einstieg in die Politik war schon 2008 und geschah mit den Stadtparlamentswahlen vor vier Jahren. Ich hatte nie einen Gedanken daran verschwendet, dass ich gewählt werden könnte. Dann kam die konfliktreiche Zeit mit dem Kugl und ich verspürte eigentlich nicht den Drang, mich mehr politisch zu engagieren, weil ich eine andere Philosophie vertrete: Ich habe immer versucht, Kultur aus einer wirtschaftlichen Perspektive zu betreiben. Ich habe immer gedacht, mit Kultur könne man wirtschaftlich Geld verdienen und hatte mehr ein Geschäftsmodell-Denken.

In einem Gespräch im Palace kam die Forderung, das Kugl müsse politisch werden. Ist es das geworden?
Diese Forderung wurde mehrmals gestellt, nicht nur damals im Palace. Das Kugl ist also auf jeden Fall politischer worden, obwohl man auch sagen könnte, dass ich als Person einfach politischer geworden bin.  Mein Einstieg in die Politik hat vieles vereinfacht, weil ich viel direkter mit den Leuten kommunizieren kann. Das Kugl wird sich aber nie einer Partei anschliessen oder verpflichten. Das war mir schon immer wichtig. Das Kugl ist ein Raum, der gefüllt werden soll mit Gefühlen, Energie, egal was für Leute oder Parteien dahinter stehen.

Du hast erwähnt, dass du versuchst, Kultur wirtschaftlich aufzuziehen als Geschäftsmodell. Trotzdem musste die Stadt mit 40'000 Franken eingreifen: Ist dein Geschäftsmodell gescheitert?
Nein. Das Geschäftsmodell hat funktioniert und hatte sogar begonnen, richtig gut zu funktionieren, auch wenn wir anfangs noch etwas grün hinter den Ohren waren und gewisse Dinge lernen mussten. Die Firma musste saniert werden; ein Vorgang, der enorm viel Nerven und Zeit kostete, schlussendlich aber erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Von da an ging es aufwärts. Und erst die Wende im Rechtsstreit hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir mussten so viel Geld in Dinge investieren, mit denen wir nicht gerechnet hatten. Neben den Verfahrenskosten wurden uns auch die Öffnungszeiten verkürzt und somit Einnahmen reduziert. Da begann es, schwierig zu werden. Aber unser Geschäftsmodell ist auch jetzt noch nicht gescheitert: Die 40'000 Franken der Stadt waren aber schon überlebenswichtig für das Kugl. Grundsätzlich konnten wir immer die laufenden Kosten decken.

Also hättet ihr die 40'000 Franken gar nicht gebraucht?
Stell dir vor, eine Lüftung geht kaputt und irgendetwas passiert, das uns auf einen Schlag viel Geld kostet. Dann wäre es von heute auf morgen aus gewesen mit dem Kugl. Das heisst, wir können wieder normal wirtschaften. Wirtschaftlich gesehen sind wir jetzt nicht Konkurs, was wir vorher schon beinahe waren. Hinzu kommt: Wenn wir alle Arbeiten und Unterstützungen genau rechnen und auflisten würden, die hier gratis zur Unterstützung des Kugls gemacht wurden im letzten halben Jahr, dann wären schon lange mehr als die 40'000 Franken der Stadt fällig. Ganz viele Leute haben zugunsten des Kugl’s, das für einige auch ein Zuhause geworden ist, auf viel verzichtet.

Ihr standet im Sommer vor einer schwierigen Phase, da ihr nicht wusstet, wie es nach der Sommerpause weitergehen würde. Was hatte das für euch für Konsequenzen? (personelle, wirtschaftliche, technische)
Im Sommer musste ich dem ganzen Personal künden, weil wir nicht wussten, wie es weiter gehen würde. Das war eine schwierige Entscheidung, die mir sehr nahe ging. Schliesslich hatten wir im Sommer eine lange Pause. Als es dann doch weiterging, musste ich wieder alle Leute anfragen. Manche waren sofort wieder da, das war nicht selbstverständlich! Dies hat mich enorm unterstützt. Viele Leute hatten aber auch bereits einen neuen Job und so musste ich mich auf die Suche nach neuem Personal begeben. Es ist extrem schwierig, Personal zu suchen im Wissen, dass du niemandem einen sicheren Arbeitsplatz bieten kannst aufgrund der ungewissen Zukunft.

Kann man so überhaupt normal einen Betrieb führen? Ich kann mir vorstellen, dass auch das Buchen von Künstlern sich erschwerte.
Es ist extrem schwierig. Vor allem das Buchen von Künstlern ist schwierig, weil du kurzfristig handeln musst. Wir hatten das Glück, dass unser Booker so hartnäckig und gut in seinem Job ist; so konnten wir doch noch viel herausholen aus dem letzten halben Jahr. Das war der Wahnsinn! Denn die meisten Acts musst du ein halbes Jahr im Voraus buchen. Irgendwie haben wir’s hingekriegt und haben uns nie zu viel Gedanken gemacht. Wir haben versucht, das Beste daraus zu machen. Das hat zum Glück funktioniert.

Die kulturellen Anlässe wurden stets querfinanziert durch die Partys am Wochenende. Bestand oder besteht die Gefahr, dass Anlässe wie „le-Schwu“, Powerpointkaraoke, Kurz und Knapp, Jazz und wööst in Zukunft ganz aus dem Programm gestrichen werden müssen?
Grundsätzlich stand man beim „Jazz und wööst“ kurz davor, die Veranstaltung zu streichen, weil es sehr schlecht besucht war. Durch die Gründung eines Vereins und eine Defizitgarantie der Stadt konnten wir diese Veranstaltung noch länger durchführen als erwartet. Eigentlich hätten wir die Veranstaltung ja längst streichen müssen, weil es einfach defizitär war für uns. Die kulturellen Abende leben natürlich auch von Leuten, die unentgeltlich arbeiten. In Zukunft werden wir mit dem Verein „Kugl“, der gegründet wurde, versuchen, vermehrt die kulturellen Anlässe zu tragen und wenn nötig mit Kulturgeldern und Defizitgarantien von ausserhalb zu finanzieren. Aber eigentlich wollten wir nie „betteln“ gehen, sondern die Anlässe immer selber finanzieren. Wir werden aber sicherlich nicht aufhören, diese Anlässe zu organisieren.

Lass uns noch über die aktuelle Situation sprechen. Wie laufen die Vorbereitungen bezüglich des Lärmschutzes?
Die Vorbereitungen wurden bereits getroffen, als letztes Jahr die Baueingabe gemacht wurde. Seit dann liegt das aber auf Eis, da wir noch bauen dürfen. Sobald wir grünes Licht erhalten, werden wir uns an die Installation machen.

Und das hängt vom Verwaltungsgerichtsentscheid bezüglich der Einsprache von Herrn Keller und vom kantonalen Baudepartement ab?
Wenn die Beschwerde von Herrn Keller abgewiesen wird, wird unser Baugesuch vollstreckbar. Dann kann er aber das Urteil des Verwaltungsgerichtes ans Bundesgericht weiterziehen. Seine Chancen würden meines Erachtens aber schlecht stehen. Herr Keller hat die Frist nicht eingehalten, nachdem er drei Monate Zeit hatte, seinen Rekurs zu begründen.

Zuletzt hat das kantonale Baudepartement von sich reden gemacht in Bezug auf den neuen Mietvertrag. Ihr habt vom Kugl aus einen Antrag auf Befangenheit gestellt und seid damit an die Gesamtregierung getreten. Es sieht ganz so aus, als ständet ihr vor einer nächsten Zerreissprobe oder gar vor einer kleinen Schlammschlacht zwischen euch und Herrn Willi Haag und dem kantonalen Baudepartement (Vgl. Drs. 3 Interview: http://www.drs.ch/www/node/318344)
Das Drs-Interview war schockierend für mich. Wir hatten nie vor, eine Schlammschlacht zu starten und waren auch nicht diejenigen, die als erste an die Medien getreten sind. Nachdem wir von verschiedenen Medienvertretern auf die Pressemitteilung des Kantons angesprochen wurden, haben wir auf die Medienmitteilung des Kantons geantwortet. Wir hatten uns aber bis zu unserer „Antwort“ im Tagblatt lange zurückgehalten. In dieser Zeit haben wir persönlich Herrn Willi Haag angeschrieben und auf die Problematik des Vertrags und der Befangenheit angesprochen. Ihn interessierte das jedoch nicht. Er hat uns sogar aufgefordert, uns nicht mehr bei ihm zu melden. Wir sollten uns an das zuständige Amt wenden, hat er geschrieben.
Dass er nachher im Radio erzählte, dass wir hinter seinem Rücken an die Medien getreten seien und dass das Baudepartement uns mit offenen Armen empfangen hätten, war erschreckend. Das war wirklich unglaublich! Wenn es wirklich nicht so ist, dass er befangen ist, aber einige Angestellt hat, die in der Frage befangen sind, dann hätte ich als Regierungsrat die Angelegenheit schon lange abgegeben und würde nicht solche Reden schwingen am Radio. Das hat mich nochmals in der Annahme bestärkt, dass er wirklich befangen ist und dass er nicht objektiv urteilt. Deswegen haben wir auch den Antrag an den Gesamtregierungsrat weitergezogen. Das ist eine Rechtsverweigerungsbeschwerde. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals so etwas machen werde und das noch gegen einen Regierungsrat, das ist doch völlig konfus! Eigentlich will man doch so etwas nicht machen. Aber auf der anderen Seite muss man auch sagen, dass uns gar nichts anderes übrig blieb. Den Kopf in den Sand stecken und zu hoffen, dass es unter diesen Umständen gut kommt, kam für uns nicht in Frage.

War die Pressemitteilung des Baudepartements, die nach einer Sitzung mit euch publizert wurde, mit euch abgesprochen?
Die Pressemitteilung des Baudepartements war insofern abgesprochen, als dass sie uns informierten, dass man eine Pressemitteilung verschicken werde. Die Begründung war, dass sie anscheinend von vielen Leuten nach dem aktuellen Stand gefragt wurden und was mit dem
Areal des Güterbahnhofes geschehen werde. Die Pressemitteilung sollte die Neugier ein bisschen dämpfen und die Leute beruhigen. Passiert ist genau das Gegenteil! Abgemacht war, dass sie lediglich schreiben, dass Gespräche stattgefunden haben mit den Mietern. Veröffentlich wurde dann aber etwas Anderes. Es ist auch ein wenig mysteriös, dass genau die drei Firmen als „Problemfirmen“ aufgeführt werden, mit denen auch Herr Keller persönlich Probleme hat. Und das hat uns nochmals im Glauben bestärkt, dass Befangenheit besteht. Alleine der Anschein von Befangenheit würde genügen für die Pflicht, in den Ausstand zu treten.
Herr Keller hat ausserdem vor mehreren Monaten geschrieben, dass er in Vergleichsverhandlungen mit dem Baudepartement sei, wo es um die Zukunft des Areals gehe. Seiner Meinung nach solle man unser neues Baugesuch sistieren. Herr Willi Haag und Frau Deillon (Anmerkung: Frau Deillon ist Rechtsanwältin und Leiter-Stellvertreterin der Rechtsabteilung des Baudepartements, berät das kantonale Baudepartement und ist persönlich gut befreundet mit Herrn Keller) bestreiteten das nun. Bei dieser Konstellation hat man das Gefühl, dass sie  hauptsächlich Herrn Kellers Anliegen vertreten.

Was sind die nächsten Schritte?
Zuerst müssen wir abwarten und hoffen. Dann müssen wir natürlich den Alltag weiter meistern, Probleme lösen, die sich ergeben. Der nächste offizielle Schritt kann erst nach dem Urteil des Verwaltungsgerichts bezüglich der Beschwerde von Herrn Keller gemacht werden. Und natürlich nach der Antwort des Gesamtregierungsrates auf unseren Ausstandsbegehren in Bezug auf den Mietvertrag.
Übernächste Woche sollte der Entscheid des Verwaltungsgerichtes kommen. Bei einem positiven Entscheid, wenn Herr Keller’s Beschwerde abgewiesen wird, ist unser Baugesuch vollstreckbar und das Kugl weiterhin absolut zonenkonform mit wieder verlängerten Öffnungszeiten. Die Verhandlungen um den Mietsvertrag werden sich aber noch weiterziehen bis zum Sommer, da der Vertrag erst im Juni ausläuft.

Es scheint, als ziehe sich das Verfahren ewig weiter. Gibt es einen Punkt, wo du sagen müsstest: Bis hier und nicht mehr weiter, ich zieh meinen Hut? Was motiviert dich, weiterzukämpfen?
Das kommt immer auf den Tag drauf an. An guten Tagen würde ich nie an so etwas denken. An schlechten Tagen, gibt es Momente, wo ich zweifle und ich mich frage, ob sich das noch lohnt. Aber es kommt auch auf alle andern drauf an. Wenn die Leute weiterhin hinter mir stehen und ich die Unterstützung spüre, dann habe auch ich mehr Kraft, weiterzumachen.

Nehmen wir an, das Verwaltungsgericht entscheidet zu Gunsten des Kugls und der Mietvertrag mit dem Kanton kommt ohne Probleme zu Stande. Wo siehst du das Kugl in einem Jahr?
Wir werden uns noch intensiver auf kulturelle Anlässe fixieren. Wir haben geplant, jeden Donnerstag einen kulturellen Event zu veranstalten. Neu wird z.B. ein Impro-Theater stattfinden. Dann werden wir versuchen, die Lokalität wieder vermehrt zu vermieten, z.B. für Tanzgruppen. An den Wochenenden werden wir auch Elektro- und Hip-Hop-Acts veranstalten. Aber natürlich werden wir auch neue Gefilde ergründen. Vor allem im Konzertbereich wäre es schön, wieder Fuss zu fassen, was aber schwierig ist, da das bereits vom Palace und der Grabenhalle gut abgedeckt wird. Es stehen auch einige Renovationen an, da wir vieles vernachlässigen mussten, weil wir das Geld für den Rechtsstreit brauchten. Das Ziel ist es weiter, so viel wie möglich zu bieten, damit möglichst viele Leute glücklich sind.

Vielen Dank für die ehrlichen und spannenden Antworten!

Klartext unterstützt den Antrag des Kugls, das Baudepartement müssen wegen Befangenheit in den Ausstand treten und empfindet es als äusserst befremdend, dass das kantonale Baudepartement nicht selbstkritisch genug ist und die Angelegenheit an ein anderes Departement abgibt. Auf Anfrage von Klartext zeigte das kantonale Baudepartement sogar Verständnis für den Vorwurf der Befangenheit. Es ist dringender denn je, Druck auszuüben und klipp und klar zu sagen: Wir lassen uns das Kugl nicht nehmen, weder von subjektiven Entscheidungen im Baudepartement, das noch immer mit ihrem alten Freund, Herrn Alex Keller, in Verbindung zu stehen scheint noch von Herrn Keller selber. Wir sind überzeugt, dass sowohl die Gesamtregierung wie auch das Verwaltungsgericht den einzig logischen Schritt gehen wird und zugunsten des Kugls entscheidet.

Montag, 30. Januar 2012

Statement zum Fall ‘Kastanienhof’

Klartext nimmt Kenntnis von den jüngsten Entwicklungen rund um die alte Militärkantine ‘Kastanienhof’ in der Kreuzbleiche. Der historische Riegelbau soll an ein junges Betreiberteam vermietet werden, das darin ein Hotel eröffnen und ein Restaurant führen möchte. Nun wurde gegen die Sanierung und Neunutzung das Referendum ergriffen.
Wir bedauern zu tiefst, dass in Zukunft keine Partys mehr in dieser Form, wie es bis jetzt der Fall war, durchgeführt werden können! Gerade, weil in der Stadt St.Gallen solch ideale Standorte wie der Kastanienhof – abseits von Wohngebieten, aber doch noch relativ zentral – für Veranstaltungen über einem gewissen Lärmpegel sehr spärlich gesät sind. Mit diesem Entscheid erhöht die Stadt St.Gallen ein weiteres Mal den Druck auf sich selber enorm in Sachen Freiräumen, Jugendkultur und Veranstaltungsorten.
Das Konzept an sich weiss durchaus zu überzeugen, nur schade, dass es genau an diesem Standort verwirklicht werden soll. Es beruhigt uns, jedoch auch nur teilweise, dass das aktuelle Konzept Platz für andere kulturelle Angebote vorgesehen hat.


Es bleibt der bittere Beigeschmack, einen tollen Ort zu verlieren. Wer weiss – vielleicht wird der Plan des Hotels in ferner Zukunft über den Haufen geworfen und die
(Jugend-)Kultur kann den idealen Standort intensiver denn je nutzen.